Unser Leben. Unsere Liebe. Unser Wein.

Im Gespräch mit Marlene Brinkmann

»GUTE LAUNE IST MEIN MARKENZEICHEN«

Marlene Brinkmann, geborene Schächtele, ist eines der ersten Gesichter, die Kundinnen und Kunden beim Betreten der Winzergenossenschaft sehen. Seit 20 Jahren sorgen sie sowie ihre Kolleginnen und Kollegen dort mit einem Lächeln für gute Laune.
Frau Brinkmann, was macht für Sie die Arbeit in der Winzergenossenschaft aus? Freude – und das hat bereits mit dem Weg dorthin zu tun. Wenn ich mit dem Rad durch die Reben nach Achkarren fahre, beginnt der Arbeitstag schön. Und die Arbeit selbst bereitet mir Freude. Der Kontakt zu den Kundinnen und Kunden, sie zu beraten, das Gespräch – gerade mit langjährigen Kundinnen und Kunden – ist eine echte Bereicherung.
Sie stehen an der Theke und sind somit eine der ersten Ansprechpersonen für Interessierte? Ja. Ich bin da Teil eines tollen Teams, dem auch Ulrike Schür und Thomas Gumbert angehören. Wir dürfen die Winzergenossenschaft in gewisser Weise im Alltag repräsentieren. Das ist schon etwas Besonderes.
Sie leben und arbeiten inmitten von Wein. Haben Sie einen Favoriten? Bei Wein greife ich am liebsten zu unserem Chardonnay: Der ist buttrig, kräftig, dabei weich und hat eine leichte Holznote. Ein Glas Sekt ist aber auch sehr gut.

Im Gespräch mit Matthias Kunzelmann

»ICH LEBE MIT DEM WEIN«

Matthias Kunzelmann, Jahrgang 1979, ist seit mehr als 20 Jahren für die Winzergenossenschaft aktiv. Sein Reich ist der weitläufige Keller, wo aus heimischen Trauben edle Tropfen werden.

Herr Kunzelmann, was macht für Sie die Arbeit in der Winzergenossenschaft aus? Wein spielt schon immer einer Rolle in meinem Leben, privat und später auch beruflich. Ich lebe mit dem Wein. Ganz ähnlich ist es mit der WG. Wir sind eine Achkarrer Winzerfamilie und beliefern die WG, es gibt also ganz enge Verbindungen.

Ihr Arbeitsbereich ist der Keller, was passiert dort? Es klingt einfach: Wir sorgen dafür, dass der Rebensaft aus den verschiedenen Trauben und Lagen in die richtigen Fässer und Tanks kommt, um dann in die passende Flasche gefüllt zu werden. Aufgrund der verschiedenen Qualitäten, Lagen und Selektionen ist das am Ende allerdings nicht so einfach. Umso wichtiger ist es, dass wir ein eingespieltes Team sind.

Welchen Wein bevorzugen Sie? Unseren trockenen Weißburgunder: Das ist ein sehr feiner Wein mit einer angenehmen Säure. Den trinke ich immer sehr gern.

Im Gespräch mit Tobias Mattmüller 

»EIN GLAS WEIN BEDEUTET FREUDE«

Tobias Mattmüller, Jahrgang 1970, gehört seit 30 Jahren zum Team der Winzergenossenschaft. Er kümmert sich im Versandbüro darum, dass Kundinnen und Kunden in aller Welt mit Wein aus Achkarren beliefert werden.
Herr Mattmüller, was macht für Sie die Arbeit in der Winzergenossenschaft aus? Wein begleitet mich seit meiner Kindheit, bei meinem Opa habe ich schon im Weinberg geholfen. Es ist schön, dass ich auch beruflich mit Wein zu tun habe und dazu beitrage, unsere Produkte in die Welt zu schicken.
In diesen 30 Jahren gab es bestimmt Lieferungen, die Ihnen im Gedächtnis geblieben sind? Schön finde ich, dass wir immer wieder Wein nach Japan verschickt haben. Das sind meist ehemalige Studierende aus Freiburg, die unseren Wein auch in der Heimat trinken möchten. Etwas Besonderes war zudem eine Lieferung von einigen Tausend Flaschen nach China. So was kommt nicht alle Tage vor.
Welchen Wein trinken Sie am liebsten? Abends auf dem Balkon – mit Familie oder Freundinnen und Freunden – passt am besten ein Muskateller. Ich mag sein ausdrucksstarkes und fruchtiges Aroma. So ein Glas Wein bedeutet Freude pur.

Zusammenhalt

Das schaffen wir gemeinsam

Alle können für sich allein kämpfen – und auch bis zu einem gewissen Grad etwas erreichen. Doch wie schon Friedrich Wilhelm Raiffeisen, der Gründer der genossenschaftlichen Idee, wusste: »Was einer allein nicht schafft, das schaffen viele.« Und recht hat er, denn gemeinsam ist man stärker. Das zeigt sich bei uns in der Genossenschaft in vielen Facetten. Die tagtägliche Zusammenarbeit der Mitarbeitenden unserer Genossenschaft mit unseren Winzerinnen und Winzern im Großen und im Kleinen bestätigt dies. 

In diesem Jahr haben wir über das Alltägliche hinaus im Januar zusammen Reben gerodet. Unsere Muskateller-Reben direkt gegenüber der Genossenschaft haben nach über 60 Jahren so gut wie keinen Ertrag mehr gebracht und mussten ersetzt werden. Die gerodete Fläche liegt nun ein Jahr brach, um das Bodenleben zu aktivieren, und wird im nächsten Frühjahr mit Muskateller und unserer PIWI-Sorte Souvignier Gris bepflanzt.

Im Juli haben sich wieder viele Freiwillige im Schlossberg getroffen, um über 300 Ballen Stroh in den Reben zu verteilen. Die schweißtreibende Arbeit hat wieder viel Spaß gemacht – denn wie häufig hat man heute noch eine Heugabel in der Hand?  Auch hier wird das Bodenleben durch Humusaufbau verbessert und dadurch die Wasserhaltefähigkeit des Bodens erhöht. Am Ende des Einsatzes gab es am Abend Würstel, Brot und natürlich Wein.

Am 01.08. wurde so früh gelesen wie noch nie in der über 90-jährigen Geschichte unserer Winzergenossenschaft. An diesem Tag hatten die Muskateller- und Müller-Thurgau-Parzellen ca. 55 Öchsle. Viel zu wenig für einen Wein, aber genau richtig für einen Verjus. Doch was machen wir daraus? Wir nehmen den Saft aus den handgelesenen, unreif geernteten, knackig-aromatischen Trauben und versetzen ihn mit kohlesäurehaltigem Quellwasser. Für einen alkoholfrei-frischen Genuss.

Interview 

»Ich laufe nicht gern hinterher«

Interview mit Denis Kirstein, ehemaliger Geschäftsführer (bis Juli 2023) der Winzergenossenschaft Achkarren i. K. eG 
Denis, nach Stationen in London, Stuttgart und München bist du seit fünf Jahren Geschäftsführer in Achkarren. Warum hat eine so bodenständige Genossenschaft gerade einen Kosmopoliten wie dich mit diesem Posten betraut? Da kann ich nur vermuten. Zum einen ist Wein das einzige Produkt, wofür und womit ich arbeiten will. Das haben die Winzer wohl gespürt und so war da gleich eine gemeinsame Basis. Dann bringe ich einen Blick von außen mit, kenne den Weinhandel und die Wünsche und Vorlieben der Weinliebhaber. Die Achkarrer haben mir im Nachhinein gesagt, sie wollten ganz bewusst niemanden aus ihrer Komfortzone, d. h. keinen aus Baden und der Genossenschaftswelt.
Viele Genossenschaften klagen über steigenden Preisdruck und haben große Nachwuchssorgen. Kann man da von Komfortzone sprechen? Es kann persönlich auch komfortabel sein, sich gegenseitig sein Leid zu klagen. Aber das ist nicht Achkarren! Nehmen wir den Nachwuchs. Da leben wir hier auf einer Insel der Glückseligkeit. Im Juli haben wir gemeinsam im Schlossberg Stroh ausgebracht zur Verbesserung des Feuchtigkeitshaushalts und zum Humusaufbau. Da habe ich fast nur in junge Gesichter geschaut. Wir bieten eine lohnende Perspektive und die heißt Qualität. Gute, unverwechselbare Weine, für die es sich lohnt, in die Steillage zu gehen. Als kleine Genossenschaft können wir nicht die Preisführerschaft anstreben. Und mit meinem Blick von außen kann ich sagen: Das ist angesichts internationaler Konkurrenz auch für weitaus Größere ein steiniger Weg. Unsere Chance liegt in unseren Weinbergen. Der Schlossberg zählt deutschlandweit zu den Top-Lagen. Darum liegt unser Heil in der Qualitätsführerschaft und motivierenden Traubengeldauszahlungen an unsere Winzerinnen und Winzer.

Hast du deshalb als eine deiner ersten Handlungen die Edition A als Großes Gewächs initiiert? Jein. Die Edition A zeigt, dass unsere Lagen, unsere Winzerinnen und Winzer und unser Kellerteam in der allerobersten Liga spielen. Das ist ein wichtiges Signal für unsere Kundinnen und Kunden und motiviert uns selbst. Aber, wie unser Kellermeister Christoph Rombach zu Recht sagt: Du musst den Unterschied schon beim Literwein schmecken. Seit ich hier anfing, haben wir den durchschnittlichen Hektarertrag z. B. beim Spätburgunder um fast 25 % verringert. Je weniger Trauben ein Rebstock zu versorgen hat, umso besser der Wein.
Bei dem 2021er Jahrgang findet sich auf den Etiketten erstmals das Nachhaltigkeits-Siegel »FAIR’N GREEN«. Warum seid ihr diesen Schritt gegangen? Wenn du wie die Achkarrer direkt von und neben den Reben lebst, spürst du die Veränderungen hautnah, über die alle Welt redet. Deshalb haben wir begonnen, vor Ort zu handeln, zum Beispiel mit der zweiten Fotovoltaik-Anlage. Nun ist es für einen selbst, aber auch für unsere Kundinnen und Kunden etwas anderes, wenn Profis von außen dein Handeln überprüfen. Das macht der unabhängige Verein Fair and Green e. V., der sich speziell auf Nachhaltigkeit im Weinbau spezialisiert hat. Das Gute bei diesem Siegel ist, dass man nicht gleich den Himalaya besteigen muss, um es zu bekommen. Es reicht erst einmal der Feldberg, der auch nicht ohne ist. Diese Anforderung haben wir auf Anhieb geschafft. Jetzt müssen wir jedes Jahr Schritt für Schritt zulegen, um das Siegel zu behalten.

Kannst du das konkretisieren? Zwei Beispiele: Im Weinberg stellen wir auf organische Düngung und mechanische Unterstockpflege um. Das bedeutet Mehrkosten und Mehrarbeit für die Winzerinnen und Winzer. Im Keller wollen wir jährlich die CO2-Emissionen senken. Da steht in nicht allzu weiter Zukunft eine neue Heizungsanlage an.

Achkarren gehört zu den ersten Genossenschaften in Deutschland, denen das Siegel zuerkannt wurde. Richtig. Denn die Latte liegt hoch. Und dazu kommt eine ganze Reihe sehr detaillierter Vorgaben. Niemand lässt sich gern ständig prüfen. Aber als wir das hier gemeinsam diskutiert haben, hat sich eine große Mehrheit dafür ausgesprochen. Andere warten da lieber ab, bis die Anweisung von der Regierung kommt. Ich bin Läufer und laufe nicht gern hinterher, sondern vorweg. Das geht nur in einem starken Team. Sonst fummelt jeder für sich ein bisschen rum und hält den Status quo.

 – Das Interview führte Gotthard Scholz, Weinjournalist.

Was macht uns einzigartig?

Erstens die Lage und zweitens die Idee! Der Achkarrer Schlossberg, von dem wir 75 Prozent bewirtschaften, ist aufgrund seines Vulkanverwitterungsgesteins eine der besten Weinbergslagen Deutschlands. Die Reben wurzeln bis zu 30 m tief und liefern so äußerst mineralisches Lesegut. Wir als Genossenschaft, das heißt als Team von Spezialisten (in Weinberg und Keller), machen aus diesem Lesegut das Beste, was möglich ist – Jahr für Jahr.

Dabei ist es uns wichtig, unsere Kunden immer wieder aufs Neue zu überraschen – z. B. mit dem Ausbau von Trauben von Kleinstparzellen zu eigenständigen, preisgekrönten Weinen. Apropos preisgekrönt: 2019 wurden wir von der renommierten Fachzeitschrift „Weinwirtschaft“ zur besten Genossenschaft in Baden und zur zweitbesten in ganz Deutschland gekürt. Probieren Sie unsere Weine!

Immer besser werden

Die Weinqualität entsteht im Weinberg. Das ist ein ebenso alter wie richtiger Grundsatz im Weinbau. Doch das Beste aus einem jeden Jahrgang zu machen, das ist die Aufgabe vom Team im Keller – unterscheiden sich die angelieferten Trauben doch von Jahr zu Jahr beträchtlich, je nachdem, was Mutter Natur an Parametern vorgegeben hat, das heißt Sonnenstunden, Wind und Niederschlag. Seit Beginn der 2000er-Jahre haben sich diese Parameter erheblich geändert, dadurch wird es immer wärmer und es fällt immer weniger Niederschlag. Nicht einfach – deswegen haben wir zusammen mit allen Achkarrer Winzern ein neues Traubengeldauszahlungssystem beschlossen, welches eine frühere Hauptlese ermöglicht. Somit können wir geltend für die Weinlese ab Herbst 2019 verkünden, dass unsere Weine vom Alkoholgehalt her moderater geworden sind – bei gleichbleibender Kaiserstühler Weintypizität –, denn wir achten streng darauf, dass nur reifes und gesundes Lesegut bei uns in den Keller kommt. Wir geben alles für top Weine, die schmecken!