Nachhaltiger Weinbau

FAIR'N GREEN

FAIR’N GREEN ist das Siegel für ganzheitliche Nachhaltigkeit im Weinbau.

Wir, das Team der Winzergenossenschaft Achkarren und unsere Winzerinnen und Winzer unterliegen als erste badische Winzergenossenschaft den Richtlinien des FAIR and GREEN e. V. und müssen in allen Bereichen Jahr für Jahr höhere Anforderungen erfüllen. Die Einhaltung dieser Ziele wird jährlich durch unabhängige Audits sowie Vor-Ort-Besuche kontrolliert und dokumentiert.

Die FAIR’N GREEN-Zertifizierung bedeutet für uns bei den Aspekten bei Betriebsführung (z. B. Einkauf von nachhaltigen Materialien), Umwelt (bspw. Senkung des CO2-Ausstoßes), Gesellschaft (wie Angebot von Ausbildungsplätzen) und auch draußen im Weinberg (z. B. Einsatz von organischem Dünger) von Jahr zu Jahr nachhaltiger zu werden.

Wir sind stolz darauf, seit Anfang Dezember 2021 das FAIR’N GREEN-Siegel zu tragen.

FAIR'N  GREEN 

Klimaschutz bei allen Prozessen mitdenken

Als erste badische Genossenschaft wurde die Winzergenossenschaft Achkarren im Dezember 2021 erfolgreich von FAIR’N GREEN zertifiziert. Um diese Zertifizierung erstmals in Empfang nehmen zu dürfen, mussten wir viele Hebel in Bewegung setzen. Und unser Weg ist noch nicht beendet: Um dieses Siegel zu behalten, muss sich die Winzergenossenschaft jährlich verbessern. Das gilt für die Arbeit im Weinberg und für unsere Winzerinnen und Winzer sowie die Prozesse und Tätigkeiten in der Winzergenossenschaft selbst.

Gut ein Jahr intensive Vorarbeit aller Mitarbeitenden sowie Winzerinnen und Winzer in der Genossenschaft war nötig, um die Vorgaben für das anspruchsvolle Zertifikat zu erfüllen. Schließlich umfassen die »Richtlinien für den Weinbau« von FAIR’N GREEN mehr als 160 Kriterien aus den Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales. Dabei geht es unter anderem um die Art der genutzten Energie, den Energieverbrauch, die eingesetzten Pflanzenschutzmittel, den CO2-Ausstoß, die Zusammenarbeit mit Handelspartnerinnen und -partnern und die Verpackungsmaterialien. »Das waren und sind zum Teil sehr große Herausforderungen«, beschreibt es Denis Kirstein, geschäftsführender Vorstand der Genossenschaft. 

Die Entscheidung, diese Zertifizierung anzustreben, fußt auf unserer Überzeugung, dass nur Anbieterinnen und Anbieter erfolgreich sein werden, die nachhaltig und ausgewogen arbeiten, erläutert Kirstein. Ausgewogenheit ist für ihn in diesem Zusammenhang das Wichtigste: »Der alleinige Fokus auf Gewinnmaximierung ist meist mit erheblichen Schäden für die Umwelt verbunden und beraubt uns auf lange Sicht unserer Grundlage. Denn auf ausgemergelten Böden kann kein guter Wein gedeihen. Ökologie allein hilft uns als Weinbaubetrieb allerdings wirtschaftlich nicht weiter, der Fortbestand wäre gefährdet.« Doch wirtschaftliche Vernunft und Nachhaltigkeit sind nicht per se Gegensätze. Das zeigen die Zusammenarbeit mit dem Verein FAIR’N GREEN und die überaus positive Resonanz der Kundinnen und Kunden auf den Erhalt der Zertifizierung. 

Das Besondere am FAIR’N GREEN-Zertifikat ist, dass die Anforderungen im Laufe der Zeit steigen. »Um es behalten zu dürfen, müssen wir stetig besser werden«, sagt Kirstein. Für die Erstzertifizierung muss mindestens die Hälfte der möglichen Punkte aus dem Kriterienkatalog erzielt werden; eine erfolgreiche Folgezertifizierung setzt eine Verbesserung um mindestens drei Prozent voraus.

Wir als Genossenschaft sind auf dem richtigen Weg, weiß der Geschäftsführer. Die Produktion erfolgt mittlerweile zu 100 Prozent mit Ökostrom, »ein gutes Drittel davon erzeugen wir durch unsere Fotovoltaikanlage auf dem Dach selbst«. Prozesse im Haus wurden bezüglich Effizienz und Energieverbrauch optimiert und auch im sozialen Bereich wurde investiert: Es gibt u.a. regelmäßige Fortbildungen für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Weitere Neuerungen werden folgen.

FAIR'N  GREEN 

Ein Hang zu gutem Wein und mehr Biodiversität

Bereits jetzt ist an vielen Stellen in den Reben zu sehen, dass FAIR’N GREEN wirkt, nicht nur für die Winzerinnen und Winzer mit dem geschulten Blick. »Es gibt deutlich mehr Grün in den Lagen und mehr Blühgewächse«, erläutert Philipp Scherer. Das falle auch Wanderinnen und Spaziergängern auf, berichtet der Winzer: »Immer wieder werde ich bei der Arbeit im Weinberg darauf angesprochen, dass hier viel mehr Leben ist als noch vor zehn oder mehr Jahren.« Bienen, Schmetterlinge und viele andere Insekten werden durch die bunten und vielfältigen Blüten in den Weinberg gelockt und bereichern ihn. »Es gibt hier deutlich mehr Insekten als früher.«
Das ist ein Ergebnis von FAIR’N GREEN. Erreicht wurde es mit viel Tatkraft, körperlicher Arbeit und vor allem Zeit. »Ein wichtiger Faktor bei FAIR’N GREEN ist der Verzicht auf Herbizide vor allem in den Lagen, die sich maschinell bearbeiten lassen«, sagt Scherer. Ersetzt wird der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln durch die mechanische Bearbeitung des Bodens. Statt ein- oder zweimal im Jahr mit dem Traktor durch die Rebstöcke zu fahren und zu spritzen, geht es für die Winzerinnen und Winzer und ihre Helferinnen und Helfer nun fünf- oder sechsmal mit der Hacke in die Lagen, um den Boden zwischen den Reben – der sogenannte Unterstock – zu bearbeiten und ungewollte Gräser oder Kräuter beim Wuchs zu stören. Dort, wo es möglich ist, kommt eine Maschine zum Einsatz, die von der WG Achkarren eigens dafür angeschafft worden ist. Ansonsten heißt es: Ärmel hochkrempeln! 

Damit knüpfen die Winzerinnen und Winzer in Achkarren an die Arbeit früherer Generationen an, als Bodenbearbeitung allein mechanisch ablief, weil es Herbizide nicht gab oder diese schlicht zu teuer waren. »Mein Großvater hat es noch so gehandhabt«, blickt Philipp Scherer zurück. »Als die Nachfrage stieg, Traktoren statt Pferden zum Einsatz kamen und die Chemie preiswerter wurde, hat sich das gewandelt«, sagt der 29-Jährige, der im Aufsichtsrat der WG Achkarren sitzt und die Entscheidung zur Zertifizierung von Anfang an mitgetragen hat.

Die mechanische Bearbeitung ersetzt nicht nur den Einsatz von Chemie, sondern trägt zur Belebung des Bodens bei. Gräser und Kräuter werden weder entfernt noch sterben sie komplett ab und dienen so als Feuchtigkeitsspender und Lebensraum für Insekten – gerade unter der Erde, wovon die Reben profitieren. Mehr noch: Nicht nur zwischen den Rebstöcken ist mehr Leben, auch in den Gassen. Spezielle Blühmischungen von AmBiTo, einem Projekt von FAIR’N GREEN und der Hochschule Geisenheim zur Stärkung der Biodiversität im Weinbau, bringen passende Pflanzen in den Weinberg und sorgen so für Farbtupfer. „Das ist schön anzusehen und trägt zu einer Bereicherung der gesamten Fauna und Flora bei“, lobt Scherer. Vor allem der leuchtend rote Rosenklee oder Inkarnat-Klee hat es ihm angetan. »Das ist ein echter Blickfang.«

Nachhaltiger Weinbau

FAIR’N GREEN bedeutet:

•  Umweltschutz und naturnaher Weinbau, z. B. Förderung von Nützlingen

•  Förderung der Biodiversität, bspw. Aussaat von Blühmischungen mit seltenen Pflanzenarten

•  Schutz der natürlichen Ressourcen, wie Einsparungen beim Trinkwasserverbrauch

•  Faire Löhne und soziales Engagement, z. B. Ausbildung und Weiterbildung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern

•  Gesellschaftliche Verantwortung, bspw. ehrenamtliches Engagement in Vereinen, bei der Feuerwehr etc.

•  Erhaltung und Förderung der Kulturlandschaft, wie Erhalt von Trockensteinmauern und Terrassenlagen

Mit FAIR’N GREEN befinden wir uns in einem strukturierten und professionell betreuten Prozess, um uns systematisch in Richtung der Nachhaltigkeit weiterzuentwickeln. Gemeinsam arbeiten wir an der Zukunft des Weinbaus.


Nachhaltiger Weinbau

Deshalb haben wir uns für FAIR'N GREEN entschieden: 

Wenn man wie die Achkarrer Winzerinnen und Winzer direkt von und neben den Reben lebt, spürt man die Veränderungen hautnah, von denen alle Welt spricht. Deshalb haben wir als Winzergenossenschaft Achkarren begonnen, diesbezüglich vor Ort zu handeln, z.B. durch die Anschaffung von gemeinschaftlich genutzten Bodenbearbeitungsgeräten. Dies wollen wir daraufhin in allen Bereichen weiterführen. FAIR’N GREEN ist der einzige ganzheitliche Ansatz in der Weinbranche, weshalb wir uns nach eingehender Prüfung dafür entschieden haben.

Weitere Punkte, die für FAIRʼN GREEN sprechen, sind die folgenden:

• FAIRʼN GREEN wurde von und mit Winzerinnen und Winzern sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern entwickelt.

• FAIRʼN GREEN setzt vom Handel akzeptierte Nachhaltigkeitsstandards für den Weinbau.

• FAIRʼN GREEN wird von führenden Personen in Weinwirtschaft, Forschung und Politik unterstützt.

• FAIRʼN GREEN hilft den Weinbaubetrieben dabei, entlang der gesamten Wertschöpfungskette Nachhaltigkeitsziele (z.B. Reduktion der CO2-Emissionen, größere Bio-Diversität, gesellschaftliches Engagement) mess- und überprüfbar zu machen sowie zu erreichen.

• Winzerinnen und Winzer erhalten seit Jahrhunderten eine einzigartige Kulturlandschaft. Der Weinbau steht in einem symbiotischen Verhältnis zur Natur. Diese Leistung gilt es entsprechend zu würdigen und bei der Bewertung mit einzubeziehen

Unser Denken und Handeln sind seit Langem von Nachhaltigkeit geprägt. Es war daher die logische Konsequenz, unser Streben und Handeln durch ein starkes Siegel zu zeigen. Wir sind davon überzeugt, dass eine nachhaltige Form des Wirtschaftens nötig und möglich ist – und dazu tragen wir gern bei.


FAIR'N GREEN

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Lesegut

Unsere neue Traubenannahme 

Wenn die linke Herzkammer im technischen Bereich einesWeinbaubetriebs der Keller ist, dann ist die rechte die 
Traubenannahme. Ohne eine reibungslos funktionierende Traubenannahme geht nichts (gut). Je zügiger und kühler das Lesegut in den Keller kommt – d.h. zuerst einmal in die Pressen oder die Gärtanks –, desto besser am Ende für die Weinqualität.

Nun wurde unsere bis 2019 betriebene Traubenannahme in den Jahren zuvor immer mal wieder von uns beäugt, da selbige schon etwas in die Jahre gekommen war. Aber sollten wir einen hohen sechsstelligen Betrag in Technik investieren, die insgesamt nur fünf bis sechs Wochen pro Jahr in Betrieb ist? Die finale Antwort im November 2019 war ein klares Ja! Denn auch wenn im Weinberg die Qualität entsteht, so muss von der Annahme bis zum Abfüllen alles dafür getan werden, die Trauben möglichst schonend zu behandeln. Und äußerst schonend läuft die neue Anlage seit dem ersten Lesetag.

Aber in der Bauphase von Februar bis August wurden vor allem die Nerven aller Beteiligten nicht geschont – denn durch die Corona-Pandemie bedingt gab es Zeitverzögerungen, sodass die Anlage am 26.08.2020 fertiggestellt wurde. Eigentlich kein bedeutendes Datum – für uns jedoch schon, denn genau einen Tag später, am 27.08.2020, begann die Lese! Aber es hat sich gelohnt, die Anlage läuft schneller und besser. Kurz, unser Kellermeister hat im übertragenen Sinne nun kein Tastentelefon mehr in der Hand, sondern ein hochmodernes Smartphone – und das merkt man den Weinen an! Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Probieren.

Umwelt

Ökostrom speist WG Achkarren

Seit dem 1. Januar 2020 arbeiten wir zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Energien. Unsere erste Photovoltaikanlage wurde bereits im Jahr 2010 installiert – damals noch mit dem Ziel, den durch die Kraft der Sonne erzeugten Strom in das örtliche Netz einzuspeisen. Im August 2018 haben wir eine zweite, weitaus größere Photovoltaikanlage mit 151 kWh auf dem Dach montieren lassen. Seitdem beliefert uns diese Anlage über das Jahr mit mehr als einem Drittel des von uns benötigten Stroms. Das freut uns auch insofern, als wir unsere im Frühjahr 2021 errichtete Tankstelle für E-Autos mit diesem Strom speisen können. Doch bis zum 31. Dezember 2019 haben wir die restliche Energie immer noch als »grauen« Strom bezogen, das bedeutet als Mix aus erneuerbaren und nicht erneuerbaren Energien.

Als Menschen, die in und mit der Natur arbeiten, ist uns daran gelegen, möglichst umweltschonend zu produzieren. Neue, energiesparende Gerätschaften im Keller mit den entsprechenden Investitionen gehören genauso wie unser neuer Verwaltungsbau dazu, um dieses Ziel zu verwirklichen. Seit dem 1. Januar 2020 beziehen wir die restlichen zwei Drittel unseres Strombedarfs von einem Stromerzeuger und -anbieter aus dem Schwarzwald. Dieser Anbieter ist »ok-power-plus«-zertifiziert und bietet somit ausschließlich Ökostrom aus 100 Prozent erneuerbaren Energien an. Dies ist ein kleiner Beitrag, damit unser Wein den folgenden Generationen genauso gut schmeckt.

Geschmackstest

Schraubverschluss vs. Naturkork

Sind Naturkorken noch immer das Nonplusultra? Fast jeder kennt das: Freunde und Familie sind eingeladen und mit großer Vorfreude wird ein guter Wein aus dem Keller geholt und entkorkt. Ein schönes Ritual. Doch, oje, wie groß ist die Enttäuschung, wenn dem eigentlich formidablen Wein dann der schlimme Satz »Der hat Kork!« vom Kenner aus der Runde entgegengeschmettert wird.

Nicht jeder Weintrinker nimmt gleich den Gehalt von Trichloranisol, dem üblen Stoff, der den Kork verdirbt und den muffigen Geschmack verursacht, in der Nase oder am Gaumen wahr. Viele denken nur, der schmeckt aber dumpf – und öffnen eine andere Flasche. Das ist ein Grund, warum immer mehr Weinbaubetriebe, darunter auch wir, ihre Flaschen mit einem Schraubverschluss versehen. Doch es gibt mehr Gründe: Solche Flaschen sind leichter wieder verschließbar und bei der Lagerung (gern auch stehend) muss zwar weiterhin eine konstante Temperatur gehalten werden, doch ist die Luftfeuchtigkeit dabei fast egal. Und last but not least reifen Spitzenweine wie unsere Edition A dadurch deutlich langsamer sowie weniger oxidativ und behalten länger ihre schönen Fruchtaromen. Genug Gründe für uns, um dem »Schrauber« den Vorzug zu geben.